Wie wir stehen, sitzen, uns bewegen ist das Ergebnis davon wie wir die jeweilige Handlung erlernt haben. Lernen ist ein Prozess der in jedem Einzelnen von uns stattfindet und den niemand für uns übernehmen kann. Es reicht nicht aus die Glaubenssätze über "richtige Haltung" von anderen zu übernehmen, denn der Versuch solche Glaubenssätze umzusetzen ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil sie bei jedem von uns auf einen unterschiedlichen Erfahrungshintergrund stoßen.
Eine Korrektur kann nur im Menschen selbst stattfinden, wenn die nötigen Lernerfahrungen dafür gemacht wurden. Das erwünschte Ergebnis kann nicht geübt werden. Fordern wir von Kindern etwas zu üben das sie nicht können werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit vor allem lernen es nicht richtig zu können.
Bewusstheit und Begeisterung sind Schlüsselbegriffe für jede Art des Lernens. Doch wie soll bei den vielen Wiederholungen - wie sie oft im Rückensport gemacht werden - die Bewusstheit und Wachheit gehalten werden, wo doch eintönige Wiederholung zu Automatisierung führt und damit bewusste Bewegung ausschließt?
Das Gehirn bleibt "wach" und "bei der Sache" wenn es Unterschiede wahrnimmt. Deshalb macht es Sinn Bewegungen in vielen verschiedenen Variationen auszuprobieren und so jede "Wiederholung" als eine neue Bewegung zu erleben. Variation kann auch durch eine Veränderung des Fokus geschaffen werden.
Bewegen wir uns schnell können wir keine feinen Unterschiede wahrnehmen, dem entsprechend werden bei schnellen Bewegungen schon gebahnte alte Verbindungen im Gehirn genutzt und vertieft. Um dem Gehirn Neues anbieten zu können müssen wir die Bewegungen deshalb langsam und sanft durchführen.
Mit sanft ist gemeint sich nicht über die eigenen Spannungen hinweg zu setzen und zu stoppen bevor eine Dehnung eintritt; es bedeutet auch die Bewegung mit dem geringst möglichen Kraftaufwand zu machen. Wenn wir Spannungen und Widersprüche immer wieder ignorieren, können wir nicht erwarten, dass sie von selbst verschwinden. In dem wir uns über sie hinwegsetzten erhöhen wir zwar unsere eigene Toleranz ihnen gegenüber (wir desensibilisieren uns), sie verschwinden dadurch jedoch nicht. Nur in dem wir Bewegungen sanft durchführen und da anfangen wo wir stehen, können wir uns wirklich bessern. Die Disziplin liegt darin nicht ans Bewegungsende zu gehen und mit so wenig Kraft wie möglich zu arbeiten, so werden wir auch im Leben unsere Ziele leichter erreichen können.
Der Begriff Haltung vermittelt ein Gefühl von Statik, wie sie in keinem lebenden Wesen vorkommt. Insbesondere der Mensch ist durch seinen hohen Schwerpunkt in ständiger Bewegung. Moshe Feldenkrais definierte deshalb Haltung so:
"Zwischen einer Fortbewegung und der nächsten liegt immer ein Augenblick, da der Körper am Ort zu verharren scheint, also gleichsam reglos ist, und dieser Moment relativer Bewegungslosigkeit ist charakteristisch für jede Spezies, einschließlich des Menschen. Wie immer der Körper als Ganzes sich fortbewegen mag: Er muss dabei durch einen Punkt hindurch, an dem er praktisch reglos ist. Dieser Punkt ist 'Haltung'."
Seine Schülerin Anat Baniel schlägt im Englischen den Begriff Acture (Eine Zusammensetzung aus Action und Posture) an Stelle von Posture vor.
Unterschiedliche Situationen und Aktivitäten erfordern auch unterschiedliche Organisationen unseres Skelettes. Wer immer dieselbe "Haltung" hält ist mit der kleinsten Änderung überfordert. Den Berg hoch zu gehen ist etwas anderes als am Hang nach links oder rechts zu gehen und erfordert eine Anpassung unserer "Haltung".
Wie unsere Knochen in Bezug zueinander stehen, Kräfte übertragen und sich bewegen, ist davon abhängig wie wir es gelernt haben und darin liegt der Schlüssel zu einem angenehmen Körpergefühl und zu effizienter Bewegung. Es stellt sich die Frage wie viel von unserem Körpergewicht von unseren Knochen getragen wird und wie viel von Muskeln übernommen werden muss. Kraftübertragung über Muskeln ist viel weniger effizient und ungenauer als Knochenübertragung. Außerdem ist die Belastung in den Gelenken bei ungünstiger Kraftübertragung unnötig hoch (zu übertragende Kraft + Muskelkräfte am Gelenk) was langfristig zu Gelenkbeschwerden, Schmerzen usw. führen kann.
Durch NeuroScanBalance haben wir die Möglichkeit zu lernen angenehmer und effizienter zu stehen, zu sitzen und uns zu bewegen. Dadurch können wir mehr mit geringerem Aufwand erreichen.
Siehe auch Struktur und Steuerung, Wie wir unseren Kopf tragen, NeuroScanBalance in der Orthopädie, und NeuroScanBalance für Kinder
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